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Schulessen Königsberger Klopse

Unfall Mittagessen - Inspiration für morgen

Königsberger Klopse - Schulessen, so bitte nicht. Was essen wir heute - Königsberger Klopse hatten den Zuschlag - ein Mittagessen sorgt für Ungemach und Inspiration gleichermaßen.





Was essen wir heute Mittag? Ich kann nur ahnen, wieviele Menschen sich diese Frage jeden Wochentag stellen. Ich hatte das Glück, mir diese Frage nicht stellen zu müssen. Es war sozusagen ein Arbeitsunfall. Denn die Frage lautete eher - wo gehen wir heute Mittag essen? Es bedurfte einiger Überlegungen. Was ist Du heute Abend, was hast Du mit? Wollen wir wirklich in die Stadt fahren? Wieviel Budget hast Du für das Mittagessen heute? Wen nehmen wir auf unsere mittägliche Reise mit?

Einige Überlegungen wurden also angestellt. Einige Varianten wurden ausgeschlossen, einige Mittagessen wurden ebenfalls aus- und eingeschlossen. Lange Rede, kurzer Sinn: Es kam wie es kommen mußte, das Unterbewußtsein war wahrscheinlich wieder einmal hilfreich. Ein Café, ein Bistro, das lange nicht, das einige Monate, wenn nicht sogar Jahre nicht, kam ins Zentrum des Interesses.

Es bot alles: Kein langer Anfahrtsweg, die Aussicht auf die Aussicht andere Menschen beim Mittagessen zu beobachten, ein wenig Abseits der Arbeitsstelle gelegen, also keine Furcht vor ungeliebten Kollegen, die schmatzend, dasselbe essen würden, was man selbst gewählt hat. Der Name des Cafés, des Bistros spielt keine Rolle.

Die Auswahl an Speißen läßt einige Möglichkeiten offen, selbst dann, wenn der Geldbeutel knapp, der Monat dennoch jung oder die Zuwendung vom Wochenende ausreichend gewesen ist - oder vielleicht auch das Haushaltsgeld noch etwas an Spielraum übrig läßt.

Der Kollege entschied sich für Standard, Sandwich nach Gusto. Was bot also die Tageskarte - in hübschen Lettern an die Tafel geschrieben? Diverses aus saisonaler Inspiration heraus an die schwarze Tafel geschrieben, las sich wie folgt: Zwiebelkuchen, irgendeine andere saisonale Suppe war es wohl und etwas ungewöhnlich - aber Aufsehen erregend in dieser Konstellation: Königsberger Klopse.

Vorsicht! Vorsicht, schrie das Unterbewußtsein und das Gehirn nahm diesen Schrei auf und weidete sich an dem Kampf. Das Bewußtsein gewann und wollte genau das. Ich wollte sehen, wie die Königsberger Klopse untergingen. Sie sollten untergehen in den Gästen, die sich inzwischen mehrheitlich aus den wenigen Gästen, die es noch in die Stadt trieb, für dieses Gericht entschieden. Königsberger Klopse. Das kann so fein sein. Und es kam, wie es kommen mußte. Kein Drehbuchauto hätte die Situation schöner zusammenbasteln können.

Es paßte alles. Wirklich alles. Das Café, dessen Zwanziger Jahre Goldzeiten lange hinter ihm lagen, dem aber dennoch immer mal wieder eine Chance eingeräumt wird. Eine der bekannten Bedienösen wurde bereits vermisst, tauchte dann aber doch noch aus der Ecke der Zigarettenstummelverwahrung auf. Also perfekt.

Das Setting war geschaffen. Einzige Überraschung, ein neues burschikoses Wesen. Sie nahm die Bestellung auf. Die Karte hatte sich seit Jahren nicht verändert. Es blieb also wirklich nur die Auswahl des Triples der Tages- oder vielleicht Wochengerichte. Unpassend und dadurch Aufsehen erregend - am Ende unprätentiös - die Königsberger Klopse.

Ich wollte es wissen. Sie waren mein und ich hoffte, die sich selbst erfüllende Prophezeihung macht ihrem Namen keine Ehre. Sie kam, ich bestellte, Königsberger Kopse und Getränk.

Die Zeit verging, das Getränk war getrunken und da, da war sie, die Vermisste, die Erhoffte, der Granit in der Zeit. Sie servierte nach einer guten halben Stunde das Sandwich und meine Königsberger Klopse. Mit Augen gespannt und aufgerissen nahm das Sandwich den anderen Platz. Vor mir wurden auf einem weißen, ovalen Teller Königsberger Klopse mit den Worten: "Das erinnert doch an Schulessen" abgeladen. Die Augen immer noch offen, mein Mund auch, das Gehirn suchend nach Auswurf, nein, nach Worten. Es fand keine.

Sie erschien mir, frohlockend über ihre Äußerung, dass das Essen doch an die Schulspeisung, das Schulessen von früher erinnerte. Ich überlegte. Sekundenschnell kamen Bilder - aber keine Worte. Der Mund stand offen, die Kehle blieb still. Ich hörte mich stammeln. Ja, so war es wohl. Und da stand er, der Teller mit 4 oder fünf kleinen, recht nett anzuschauenden Klopsen, in weiß-heller Soße, daneben Restaurantbürtig eine Reisbreikreisform, darauf ein Zweig leicht vergilbter, überreifer Blattpetersilie aus dem Großmarkt vom Einkauf letzter Woche.

Ich hatte also die Klopse in heller Soße, mit einigen Kapern, vielleicht 8 oder 10, es hätten durchaus ein Drittel mehr sein können. Aber an dieser Anzahl will ich mich nicht stören. An der Farbe der Soße dann schon. Die Klopse in ihrer Form klein und fein, fest wie Stein. Das reimt sich und entspricht der Wahrheit. Prüfend, in welcher Konsistenz sich denn die Klopse befinden, nahm ich Messer und Gabel und zerteilte das Werk.

Ich habe leider kein Beweisbild angefertigt. Das Fleisch der Klopse war fest. Welchen Ursprung es war - es bleibt zunächst ungeklärt. Ich mache meine Königsberger Klopse aus Kalbfleisch erst einmal selbst. Aufgefallen und interessant - Zwiebelstücke so groß wie der Äquator der Klopse. Das ist nicht nach meinem Rezept. Geschmacklich recht fad, die Konsistenz zu fest. Der Reis, rund, in Analogie von Risotto. Dafür aber zur trocken. Also auch die Beilage fragwürdig.

Bis auf den Reis, jeder Klops wurde getestet. Die dicken, großen Zwiebelstücke fielen auf. Der Klops zu fest. Die Soße zu hell. Beides ohne Geschmack. Die Anzahl der Kapern OK. Dekoration leicht und erträglich. Der Reis zu hart. Bewertung gesamt: Schulessen war besser. Ich hatte den Eindruck: Entweder wurde eine Fertigpackung SlimDieHälfte oder wie das heißt in der Mikrowelle erhitzt, sie hatte auch getestet und wußte, wie schlimm es wird oder das Café wartet auf Eintagsfliegen, die es unter Urlaubsfail verbuchen.

Ich bin inspiriert, das reicht mir. Meine Königsberger Klopse, ob mit Kalb oder Hackmix - sind besser.

Coming here - soon.

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